Archäologie beschäftigt sich in der Regel mit der Vergangenheit, jedoch gibt es ein wachsendes Interesse an der Archäologie der Gegenwart und der Zukunft. Welche Überreste werden Archäologinnen und Archäologen in einer fernen Zukunft einmal von uns finden? Und was werden heutige Lost Places über unsere Kultur verraten? Schon jetzt erzählen viele verlassene Orte Geschichten und bieten einen einzigartigen Einblick in den Wandel der Zeit. Ein Vergleich mit archäologischen Stätten liegt nahe, denn wer kennt nicht die Faszination von Orten wie Pompeji oder Machu Picchu, der verlassenen Stadt in den Anden? Wir können uns häufig fast bildhaft vorstellen, wie diese Orte einst voller Leben waren. Vergleichbar verhält es sich mit mancher modernen Ruine: Früher waren dort Menschen, Lärm und Hektik. Heute erobert die Natur diese Orte zurück, und aus dem Boden wachsen Pflanzen und Bäume.

„Ruinenromantik“ trifft auf Stadtgeschichte

In der Ausstellung werden 150 großformatige Bilder mit faszinierenden Motiven von ganz unterschiedlichen Lost Places gezeigt. Einige von ihnen liegen sogar direkt in Hamburg oder seiner Umgebung. Mit der Ausstellung möchte das Museum die Geschichten dieser modernen „Fundstellen“ aus Hamburg, Deutschland und der Welt vorstellen.

Lost Places haben etwas Unheimliches und Nostalgisches zugleich. Genau darin liegt für viele Fotografinnen und Fotografen ihr besonderer Reiz. Einer dieser Neugierigen, die regelmäßig solche „Urban Explorations“ oder „Stadterkundungen“ unternehmen, ist der Kurator der Ausstellung und Sammlungsleiter des Archäologischen Museums Hamburg, Dr. Michael Merkel. Seine Faszination für Lost Places erklärt er so: „Jedes Gebäude hat eine Geschichte, der man nachspüren kann. Selbst bei einem fast verfallenen Bauwerk gibt es immer noch Stellen, an denen man interessante und überraschende Motive findet.“ Dabei haben verantwortungsvolle Lost-Places-Fotografinnen und Fotografen durchaus einen Ehrenkodex, der den Schutz dieser Orte beinhaltet.

Zeitkapseln voller Geschichten

In der Ausstellung begeben sich die Besucherinnen und Besucher in eine längst vergessene Zeit. Beim Betrachten der Bilder ergeben sich viele Fragen: Was ist hier passiert? Wie sah der Ort vor dem Verfall aus? Wer hat sich hier aufgehalten? Die Ausstellung rückt viele dieser vergessenen Orte wieder in unser Bewusstsein. So wird in der Foto-Ausstellung zum Beispiel der Blick in einen alten Hamburger Bunker ermöglicht, aber auch der morbide Charme einer ehemaligen Gummifabrik, die bis 2009 in Hamburg-Harburg in Betrieb war, wird gezeigt. Lost Places befinden sich manchmal auch fast unbemerkt mitten in einem belebten Ortskern. Ein Beispiel dafür ist ein verlassenes Bauernhaus direkt hinter dem Deich in Bergedorf. Verlorene oder vergessene Orte, deren Zukunft im Ungewissen liegt, finden sich aber auch in anderen Ländern. Zu den spektakulärsten Motiven der Schau zählen zwei sowjetische Raumfähren, die seit 1993 in ihrem Hangar im stillgelegten Teil des Kosmodroms in Baikonur dem Verfall überlassen sind.

Die Besucherinnen und Besucher können sich bis zum 23. März 2025von der Magie der Lost Places verzaubern lassen und auf eine fotografische Spurensuche gehen. Das Archäologische Museum Hamburg bietet passend zur Ausstellung ein Begleitprogramm mit Führungen und Vorträgen an, außerdem sind Besuche in verlassenen Bunkern geplant.

Mehr unter: www.amh.de

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