Die Komponistin Ulrike Haage über ihre Mikrooper „Wundernetz I Rete Mirabile“, die zusammen mit Mark Ravenhill (Libretto) im Rahmen der vierten Interventionsrunde des Modellprojektes Kunst/Natur im Museum für Naturkunde Berlin entstanden ist.

Ein Rete mirabile (lateinisch Wundernetz) ist eine Verzweigung einer Arterie in ein Geflecht aus feinsten Arterien, das sich anschließend nicht zu einer Vene, sondern wiederum zu einer Arterie vereinigt. Bei Fischen dienen Wundernetze als Gegenstrom-Wärmeaustauscher der Thermoregulation.

Wundernetz | Rete Mirabile ist inspiriert von Material, Struktur und Ästhetik der Nasssammlung im Museum für Naturkunde. Auf zahlreichen Besuchen erkundete die Komponistin Ulrike Haage den Ort, seine Atmosphäre und die Klangbedingungen. Im Gespräch mit Peter Bartsch, dem Kustos der Fischsammlung, machte sie sich mit einer Forschungssammlung vertraut und experimentierte mit Aufbewahrungsgläsern als Klangkörpern. Haages forschendes Herantasten an die Materie in ihrer Umgebung übersetzte sie musikalisch in ein assoziatives Klanggewebe, das zwischen streng-repetitiver Minimal Music und imaginativen Echos der Renaissancemusik oszilliert. Inszeniert als moderne Wanderbühne antwortet die Instrumentierung auf Exponate und Präsentationsmobiliar der drei Räume, durch die die Prozession zieht: Glas, Metall, Holz, Fell und Leder. Im gemeinsamen Gang mit den SängerInnen und MusikerInnen erlebt das Publikum das Werk als einen sich entfaltenden, rhythmisierten Zeitstrom – als das, was Musik immer auch ist: Sprache und Klänge bewegen sich mit den wandernden Ohren, Augen und Muskeln des Publikums durch das Museum und gleichzeitig auch durch Kulturgeschichte und Kunststile.

Das Projekt Kunst/Natur ist ein Modellprojekt der Kulturstiftung des Bundes und des Museums für Naturkunde Berlin

Weitere Infos unter: kunst.naturkundemuseum-berlin.de

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