Adriana Czernins lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in Wien, der Hauptstadt des Fin de Siècle und der opulenten Ornamentik des Jugendstils. So gleichen auch Czernins frühere Arbeiten mit nackten Frauenkörpern, floralen Mustern und verschachtelten Ornamenten Reisen in die Tiefen der österreichischen Moderne. Doch seit Langem hat Czernin ihre Formensprache reduziert und geometrisiert. Dabei hat sie sich für eine ganze Serie von einer Arbeit des Wiener Museums für angewandte Kunst inspirieren lassen: einem Tableau mit Holzornamenten aus der Kanzel der Ibn-Tulun-Moschee in Kairo von 1296. War zuvor der weibliche Körper ins Ornament verstrickt, steht hier das Ornament als Metapher für gesellschaftliche und persönliche Verstrickungen. Die Strenge der Symmetrie des über 700 Jahre alten Werkes durchbricht Czernin. Sie entfernt Ornamentteile und schafft eine dynamische Komposition scheinbar freier Formen, die sich über den Bildraum ausbreiten. Friedhelm Hütte, Kurator der Ausstellung, spricht mit Adriana Czernin über Muster und Ornamente, Komposition und Formensprache – und vieles mehr.
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