1999 gründeten die Designer Nick Crosbie, Marc und Michael Sodeau sowie Nitzan Yaniv die Gruppe „INFLATE“, die sich zwar auch gelegentlich mit Fun-Produkten beschäftigte, aber doch hauptsächlich im ernsthaften Industriedesign Furore machte. Zu ihren farbenfrohen Plastikobjekten gehören aufblasbare Obstkörbe und Eierbecher, Bilderrahmen und Brillendispays, Vasen und Salzstreuer, aber auch Sessel, Paravents und Leuchten. Vor allem aber entwickelte die Gruppe aufblasbare Hallen für temporäre Veranstaltungen, also für Event Marketing und Advertising, bei denen ein bisschen die visionäre Euphorie der 1960er Jahre mitschwingt. Zu den Auftraggebern solcher Hallen zählen naturgemäß Messen und Veranstaltungen und Unternehmen wie Boeing und Nissan, Citroen und Panasonic, Vodafone und Motorola, aber auch die Olympischen Winterspiele in Sotchi oder das Londoner Wembley-Stadion orderten bei Inflate solche Displayhallen. Diese komplexen Szenarien für Produktkampagnen heißen Turtles oder Airwalls, Pop-Ups, Cubes oder Domes. Teilweise können sie in weniger als zehn Minuten aufgebaut werden. Der Dome mißt 10 auf 14 m und die Halle Trident ist 20 m hoch. Inflate hat darüber hinaus ein Blow-up-Air roof-Büro im Programm, hat jüngst einen 9 auf 18 m messenden Bootsaufbau für ein Amsterdamer Tourismusschiff kreiert sowie einen Inflatable Coat, einen Anorak mit aufblasbarem Rückenteil, der als mobile körpernahe Matratze fungiert. Aber neben dem merkantilen Pragmatismus, den diese Advertismenthallen ausstrahlen, hat sich Inflate auch eine utopisch-forschende Neugier bewahrt. So arbeitet Nick Crosbie zur Zeit an einem aufblasbaren Auto mit Druckluftantrieb.
Die aufblasbaren Gegenstände, ob im privaten oder öffentlichen Zusammenhang, sind einerseits deshalb attraktiv, weil sie nach dem Luftablassen platzsparend verstaut werden können. Es sind insofern bedeutungsgeschichtlich nomadische Strukturen. Andererseits stehen sie symbolisch auch für eine antiautoritäre „Leich- tigkeit des Seins“ und durch die Methode des Vergrößerns und Schrumpfens für kontinuierliche Veränderung, ja für die primäre Lebensbedingung des Ein- und Ausatmens. Und schließlich haftet der Luft und damit verbunden dem Aufblasen bei allem ephemeren, fragilen und vorläufigen Charakter etwas Magisches an, denn als Medium ist die Luft unsichtbar.
Die Objekte und Strukturen von Inflate partizipieren auf eindringliche Weise an diesen Bedeutungskontexten pneumatischer Konstruktionen.
Ein Film von Georg Fruth, Copyright Luftmuseum e.V. Amberg
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