Die Kunstvermittlerin Anna-Lena Treese zeigt uns ein Highlight der Sammlung aus dem frühen 20. Jahrhundert. Das „Bildnis des Malers Willi Kriegel mit dem Porträt seiner Frau“ von Otto Dix (1891–1969) aus dem Jahr 1932 zeigt den Maler Willi Kriegel beim Porträtieren seiner Frau.
Der Blick des Betrachters wird von dem maskenhaften Gesicht der Porträtierten angezogen. In ihrem ebenmäßig weiß geschminkten Gesicht wirken ihre blassblauen Augen kalt, ihr roter Mund zusammengekniffen. Das Gesicht hat etwas Vampirartiges. Mit ihren leuchtend roten Haaren gleicht sie einer »Femme fatale«. Das rot-orangefarbene Haar und die gestreckten, fast kristallinen Formen des Hintergrundes stehen im auffallenden Kontrast zu der gebückten, in dunkleren Farben dargestellten Person in der unteren Bildhälfte, der etwas Gedrungenes anhaftet. Otto Dix stellt hier den Maler Willy Kriegel und seine amerikanische Frau Marie-Louise dar. Eine Fotografie Kriegels aus dem Jahr 1934 zeigt, dass diese Haltung vor der Staffelei typisch für ihn ist. Der Vergleich des Gemäldes mit der Kohlezeichnung von Dix, die als Grundlage diente, zeigt Marie-Louise noch wirklichkeitsnäher, aber schon mit einer Aura um den Kopf. Die Leinwand mit ihrem Bildnis wird noch vom Bildrand abgeschnitten. Die ungewöhnliche Geste der Hand findet sich in beiden Darstellungen. Das Bild, an dem Kriegel arbeitet, ist wirklich entstanden, und Dix hat diese Atelierszene – den Maler beim Porträtieren seiner Frau – festgehalten.
Willy Kriegel war in Dresden als freischaffender Künstler tätig, Dix unterrichtete als Professor an der dortigen Akademie. In dieser Zeit entstanden Bildnisse mehrerer Künstlerkollegen, unter anderem auch von Franz Radziwill. Oft waren Dix’ Porträts keine Auftragsarbeiten, sondern Versuche, den Ausdruck seiner Zeit zu finden. Die altmeisterliche Lasurtechnik, die exakte Darstellung mit ihren krassen Farben sowie Übertreibungen wie das hervorquellende Auge sind typisch für den Stil von Otto Dix in den 1930er-Jahren.
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