Im Video erzählt Eline van Dijk, was ihre Arbeit als Referentin für Provenienzforschung am LWL-Museum für Kunst und Kultur ausmacht.
Provenienzforschung am LWL-Museum für Kunst und Kultur
Das Wissen um die Herkunft eines Kulturgutes, seine sogenannte „Provenienz“, ist von großer Bedeutung für den heutigen Eigentümer. So kann eine lückenlose Rekonstruktion der Besitzverhältnisse seit Entstehung des jeweiligen Werkes seine Authentizität beweisen oder in Frage stellen. Die Herkunft verknüpft zudem die Objektbiografie mit den Biografien seiner ehemaligen Eigentümer. Sie kann zum Ausgangspunkt neuer Forschungsansätze werden und zur Deutung des Objektes als Teil unseres kulturellen Gedächtnisses beitragen.
Gesellschaftlich und kulturpolitisch wächst die Nachfrage nach Informationen zur Herkunft der Werke in den öffentlichen und privaten Sammlungen. Denn während des Nationalsozialismus fanden Kulturgutverlagerungen von beispiellosem Ausmaß und Brutalität statt. Unzählige Sammlungen wurden zerschlagen und in ihren Einzelteilen weit verstreut, sei es durch Beschlagnahme, Zwangsverkäufe oder Zurücklassung bei der Flucht ihrer Besitzer vor den Nationalsozialisten. Diese Güter gelangten in den Umlauf, während das Wissen über ihre Herkunft verschwiegen und später vergessen wurde. Die gezielte Forschung nach der Herkunft der Gegenstände, die vor 1945 entstanden und nach 1933 in den Bestand des LWL-Museums gelangt sind, reagiert auf diesen Missstand.
Im August 2018 startete das LWL-Museum für Kunst und Kultur mit der Förderung durch die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste ein Projekt zur systematischen Überprüfung des Gemäldebestandes der Galerie der Moderne des Hauses.
Zum Projekt
Für die Recherche wird zunächst eine „Autopsie“ des Objektes vorgenommen. Eine Übersicht der gegebenenfalls auf der Rückseite befindlichen Nummern, Zettel oder Stempel wird erstellt und diese anschließend ausgewertet. Im Idealfall finden sich hier Hinweise auf Vorbesitzer und Ausstellungen, auf denen das Objekt präsentiert worden ist. Zudem werden die Akten im Hausarchiv des Museums sowie die einschlägige Literatur konsultiert. Oftmals führt der nächste Schritt dann in nationale und internationale Archive mit beispielsweise Wiedergutmachungsakten, Künstlernachlässen und Geschäftsunterlagen von Kunsthändlern oder Privatsammlern.
Nach dem Ende der Laufzeit des Projektes (August 2018 – Juli 2020) werden die Ergebnisse der Recherchen als zusätzliche Informationen zu dem jeweiligen Objekt der Sammlung Online zugefügt. Die Objekte, für die festgestellt werden kann, dass sie NS-verfolgungsbedingt entzogen worden sind, werden zunächst der Lost Art-Datenbank gemeldet. Mit den früheren Besitzern bzw. deren Erben wird im nächsten Schritt eine faire und gerechte Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien verhandelt.
Mehr unter: www.lwl.org