In der Installation »manifest« der Künstlergruppe robotlab verfasst ein Industrieroboter in einem autonomen Prozess Manifeste für eine utopische Mensch-Maschine-Gesellschaft. Diese Manifeste bestehen aus thesenartigen Sätzen, die der Roboter eigenständig generiert und niederschreibt. Dazu greift er auf einen Fundus von Begriffen aus Ethik, Recht, Technik und Gesellschaft sowie auf eine Sammlung von Satzstrukturen aus juristischen und fiktionalen Gesetzestexten zurück, die er algorithmisch miteinander kombiniert. Als Prototyp einer Roboter-Avantgarde mischt sich die Maschine kreativ in die Legislative einer zukünftigen Gesellschaft ein, in der Mensch und Maschine gleichberechtigte Subjekte des Rechtssystems sind.

»manifest« steht in einer langen Tradition von Manifesten in Kunst und Politik. Statt der massenhaften Reproduktion eines einheitlichen Textes mit propagandistischer Aussage massenproduziert die Maschine hier jedoch nummerierte Unikate mit jeweils individueller Botschaft. Im Gegensatz zum Menschen hat der Roboter weder eine ihm innewohnende Moral noch einen Willen zur Gerechtigkeit und ist somit frei in der Formulierung seiner Gesetzeshypothesen. Die Bedeutung eines jeden Manifests entfaltet sich erst durch die Wahrnehmung des Menschen, der instinktiv den Sinn der Aussagen nachvollzieht und mögliche Konsequenzen der Gesetze bedenkt.

Angeregt durch Peter Weibel

Videodokumentation:

ZKM | Videostudio

Kamera: Frenz Jordt, Christina Zartmann
Schnitt: Güzide Coker, Christina Zartmann
Tonaufnahme: Anton Kossjanenko
Sprecherin: Sabrina Bell
Musik: Ashot Danielyan

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