Şakir Gökçebağ hat in seiner Kunst zu einer erfrischend originellen Spielart des Minimalismus gefunden. Seine Werke bestehen aus einfachen Gegenständen des täglichen Gebrauchs, die der Massenproduktion entstammen und vorzugsweise in Baumärkten, Bekleidungs­ oder Haushaltswarengeschäften zu finden sind. Simple Alltagsobjekte wie Kleiderbügel, Regenschirme oder Toilettenpapierrollen arrangiert der Künstler zu subtilen Kompositionen, die sich an der Schnittstelle von Abstraktion und Gegenständlichkeit bewegen.

Auch wenn sich das für eine Arbeit gewählte Ausgangsmaterial teilweise erst auf den zweiten Blick offenbart, ist es Gökçebağ wichtig, dessen Wiedererkennbarkeit und damit seine Identität nicht völlig auszulöschen. Es ist sogar ein wesentlicher Bestandteil seines Konzepts, dass die verwendeten Gebrauchsgegenstände weltweit bekannt und verbreitet sind. Dadurch spricht seine Kunst eine globale Sprache und bleibt lebensnah. Durch die Einbettung in einen künstlerischen Kontext erhalten die banalen Dinge des Alltags eine ungeahnte, neue Aufmerksamkeit, mehr noch: Sie erfahren einen nobilitierenden Bedeutungswandel, ohne dabei ihre Bodenhaftung zu verlieren.

Diese Transformation gelingt dem Künstler durch gezielt eingesetzte Strategien der Verfremdung wie Akkumulation, serielle Anordnung und dekompositorische Verfahren, etwa Zerteilen, Zerlegen und Zerschneiden. Auf diese Weise entstehen Werke mit überraschender visueller Wirkung: Mal wird Bewegung angedeutet, mal bilden sich filigrane Strukturen von kalligrafischem Charakter heraus, und fast immer strebt Gökçebağ nach einer systematischen Ordnung der Dinge, die er bevorzugt zu repetitiven Mustern formiert. So haben viele seiner Arbeiten eine ausgesprochen ornamentale Qualität, die mitunter die abstrakte Bildsprache des Orients evoziert und damit auf einen dem Künstler vertrauten Kulturraum verweist.

Trotz ihrer präzisen Ausführung und der strukturellen Strenge ihres Aufbaus sind Gökçebağs Arbeiten keinesfalls bierernst. Die Ausstellung zeigt vielmehr, dass seiner Kunst stets eine Prise Humor innewohnt, die aus der findigen Metamorphose des Alltäglichen resultiert.

Mehr unter: www.museum-ritter.de

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