Die Schauspielerin Maria Hofstätter liest Marie Jahoda
Eine Veranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentags – mit Maria Hofstätter, Meinrad Ziegler und Simon Burtscher
Die österreichische Sozialforscherin und Sozialpsychologin Marie Jahoda ist noch vielen als Ko-Autorin der epochalen Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ aus dem Jahr 1932 bekannt. Im Rahmen einer mehrbändigen Marie Jahoda-Edition, die ihre Schriften wieder zugänglich macht, liegt nun erstmals auch ihre Dissertation vor. In dieser Arbeit präsentierte Marie Jahoda zahlreiche lebensgeschichtliche Interviews mit Frauen und Männern der „arbeitenden Klassen“, die um 1850 geboren wurden. Die Protokolle vermitteln einen unmittelbaren Zugang zur Lebenswelt ‚einfacher‘ Menschen unter den Bedingungen raschen sozialen und politischen Wandels zwischen dem ausgehenden 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Themen wie Arbeit und Geschlechterbeziehungen, Mobilität, prekäre Lebensverhältnisse und die Frage nach einem „gelungenen“ Leben wurden darin offen angesprochen, wie kaum je zuvor. 1936 wurde die 1907 in Wien in eine jüdische Familie geborene Sozialistin wegen ihrer politischen Tätigkeit in Wien verhaftet. Neun Monate verbrachte sie im Gefängnis, bevor sie 1937 aus Österreich nach London emigrieren musste. 1945 ging sie für 13 Jahre in die USA, wo sie als Professorin an der New School in New York mit den exilierten Mitgliedern der „Frankfurter Schule“ zusammenarbeitete. 1958 kehrte sie nach England zurück und unterrichtete auch bis zu ihrer Emeritierung 1973. Marie Jahoda starb, als eine der großen Persönlichkeiten der europäischen Sozialdemokratie, 2001 in Sussex in ihrem 95. Lebensjahr.
Die österreichische Schauspielerin Maria Hofstätter liest aus den von Marie Jahoda erschlossenen Lebensgeschichten.
Meinrad Ziegler, Herausgeber der Edition, führt in Leben und Werk Marie Jahodas und in die sozialgeschichtlichen Kontexte ihrer Arbeit ein. Simon Burtscher, Soziologe und Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfes, moderiert diesen Abend.
Weitere Informationen: Jüdisches Museum Hohenems