Einblick in die Ausstellung „Simone de Beauvoir lesen!“ mit Besucher_innenreaktionen.
Simone de Beauvoir: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es“
SONDERAUSSTELLUNG IM RAHMEN VON TAPETENWECHSEL 2.1
Ist Frauenemanzipation ein alter Hut, ein Ladenhüter, ein Projekt von Gestern? Hat sich die Kategorie des Geschlechts nicht längst aufgelöst? Wollen wir denn heute noch wie Beauvoirs Männer transzendieren? Hat sich die Idee des einen, des starken, des übermächtigen Geschlechts nicht überholt? Sieht man sich heute um in Europa, in der Welt, wird dieses Geschlecht gerade re-installiert oder es wurde sowieso nie in Frage gestellt.
Mit der Verneinung der Frauenemanzipation fallen auch die Rechte anderer Minderheiten. Die Emanzipation der Schwulen war eh der Frauenbewegung geschuldet – ohne starke Frauen keine schwachen Schwulen und sind Lesben, wie Monique Wittig bezweifelt, überhaupt Frauen? Zeit also, die Bibel des Feminismus hervorzukramen, in ihr zu blättern, sie zu befragen. Ein wirkmächtiges Buch, die erfolgreichste Verbreitung existenzialistischer Ideen, ein Verkaufsschlager, ein Welterfolg. Wie alle Grundlagentexte zu umfangreich und zu wenig gelesen. Ein Plädoyer für die Freiheit jedes Einzelnen egal welcher wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Zuschreibung oder biologischen Determinierung. Eine Aufforderung zur Freiheit, zur Übernahme der Verantwortung für die eigene Existenz. Simone de Beauvoir lesen ist keinesfalls Nostalgie.
Ihre Bestandsaufnahme des Weiblichen ist an manchen Stellen etwas antiquiert, der Text stammt aus dem Jahr 1949, aber in ihrer Argumentation bleibt Simone de Beauvoir aktuell wie eh und je. Nicht vergessen: „Es ist kein Naturgesetz, dass die Seite der Emanzipation gewinnt.“*
Also: Simone de Beauvoir lesen, Simone de Beauvoir beherzigen, Simone de Beauvoirs Freiheit verwirklichen!
Weitere Informationen: Schwules Museum