Werke wie diejenigen Paul Cézannes ebneten den Weg für den Kubismus. Sie führten Pablo Picasso und einige seiner Kollegen zu einer neuen, experimentierfreudigen Haltung gegenüber der Kunst. 1909 zog sich Picasso für fünf Monate in ein abgeschiedenes Dorf in Katalonien zurück, zusammen mit seiner Freundin Fernande Olivier. Weit weg von den Pariser Freunden, Galerien und Ausstellungen beschäftigte er sich intensiv mit seinen neuen Ideen. Dieses Bildnis seiner Gefährtin ist einer der Höhepunkte der dabei entstandenen Werkgruppe.
Wie Cézanne bringt Picasso die Farbe in kurzen, breiten, schraffurähnlichen Pinselstrichen auf die Leinwand und reduziert zugleich deren Bandbreite: Die Farben für Figur und Landschaft stammen von der gleichen Palette. Dadurch ist das Porträt farblich zwar harmonisch – dennoch enthält es auch heute noch einen Wahrnehmungsschock. Denn die prismatische, kantige Verschachtelung, die „Umformung“ des Gesichts in eine Vielzahl von unsymmetrischen Flächen, durch die die Augen sogar zu Rhomben werden – das alles „stört“. Die Kantigkeit ist aus dem Wunsch entstanden, mehrere Ansichten in einem Bild simultan zu zeigen. Die Grenzen der europäischen Malereitradition waren damit gesprengt, die Künste Asiens und Afrikas wiederum wurden als formale Anregungen interessant.
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