Gisèle Gonon arbeitet intermedial und kombiniert Skulptur, Zeichnung, Video und Sound. Gonon interessiert sich insbesondere für die durch Analogien, Formen, Farben, die Funktion und den sozialen Kontext, dem ein Medium entstammt. Ihre Recherche verbindet sie mit dem Sammeln von Materialien, die sie künstlerisch bearbeitet: Objekte, Werkzeuge oder Handlungen werden verändert und somit ihrer ursprünglichen Funktion entfremdet.
Die Multimedia-Installation Work With Us stellt Themen und Methoden der modernen Arbeitswelt in Frage und entlarvt dabei vor allem die Werbesprache, die die Unternehmen zur Personalbeschaffung einsetzen. Job-Angebote die lautstark kreative Freiheit, persönliche Entwicklung und Erfüllung versprechen, sind auf dem Arbeitsmarkt allgegenwärtig, um das Interesse potenzieller Bewerber*innen zu erregen, und vor allem in der Welt der Startups weitverbreitet: „Think big and Act fast“, „A positive environment“, „Go for it and own it“, sind Sätze aus dem Audio loop, die man in Gisèle Gonons Arbeit hört. Überschüttet von Angeboten, die das Blaue vom Himmel versprechen, erleben wir den Arbeitsmarkt als komplexes System aus Anreizen, Versprechen und Anforderungen, die weit über das Berufliche hinaus in das private Leben eingreifen.

Die Künstlerin wirft auf diese Weise einen kritischen Blick auf kapitalistische Glaubenssysteme und beleuchtet deren Einfluss auf die Arbeitswelt. „Der neue Geist des Kapitalismus“ * findet sich auch in der Startup-Kultur wieder. Es scheint, als wäre es heutzutage nicht mehr ausreichend, nur für ein Unternehmen zu arbeiten. Vielmehr muss man die Werte des Arbeitgebers internalisieren und sich vollkommen mit ihnen identifizieren. Berufserfahrung und Professionalität werden dabei außer Acht gelassen. Ihr Ziel ist es mechanische Abläufe zu stören und zu unterbrechen – eine Art Sabotage zu inszenieren –, und all das in Verbindung mit einem starken politischen Unterton, jedoch immer humorvoll und feinsinnig zugleich. Dies gelingt ihr insbesondere durch die zugespitzte Darstellung des „Kaffee-Brunnens“, mit dem die Künstlerin auf den sogenannten Noria-Effekt verweist. Dieser Begriff beschreibt die Methode, mit der die Lohnkosten-Differenz zwischen neuen, jüngeren Mitarbeiter*innen (geringeres Gehalt) und älteren (höheres Gehalt) berechnet werden kann.

Mehr unter: www.bundeskunsthalle.de

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