Stephan von Huene (1932–2000) gehört zu den Begründern der Klang- und Medienkunst im 20. Jahrhundert. Der als Sohn deutscher Einwanderer in Los Angeles geborene Künstler konstruierte seit Ende der 1960er-Jahre komplexe audio-kinetische Installationen, in denen er sich mit den spezifischen Eigenschaften von Klang und Sprache auseinandersetzte.

In seinen komplizierten mechanischen und technologischen Skulpturen, die er selber oft Maschinen nannte, erforschte er auf der Grundlage seiner Beschäftigung mit den Erkenntnissen der Sprachwissenschaft und der Verhaltensforschung akustische Phänomene und die Funktionsweisen der Wahrnehmung. Als singulärer Grenzgänger zwischen Kunst und Wissenschaft erweiterte der seit 1980 in Hamburg lebende Künstler seine zunächst noch an automatische Musikinstrumente erinnernden Skulpturen und Objekte im Laufe der Zeit zu interaktiven Klanginstallationen, die zuletzt auch Zeichnungen und Projektionen mit einbezogen.

In den aus den späten 1990er-Jahren stammenden Werken »What’s wrong with Art?«, »Blaue Bücher« und »Eingangsfragen – Ausgangsfragen«, die in der Ausstellung am ZKM gezeigt werden, befasst sich Stephan von Huene mit unterschiedlichen Modi des Sprechens über Kunst. Die Arbeiten stellen die Irrtümer und Missverständnisse des Publikums dar und kontrastieren dessen Sprachlosigkeit mit den intellektuellen Sprechblasen und dem aufgeblasenen Sprachstil der Kunstkritik, der Kunstvermittlung und der Kunstgeschichte. Mit seiner Sprachkritik plädiert Stephan von Huene ohne zu werten für einen sprachlich adäquaten und unvoreingenommenen Umgang mit der Kunst.

Als Künstler und als Lehrender war Stephan von Huene in seinen letzten Lebensjahren eng mit Karlsruhe verbunden. 1992 erhielt er den Siemens Medienkunstpreis des ZKM, in den Jahren 1992 bis 1997 lehrte er an der Hochschule für Gestaltung (HfG). Seit Gründung wurden seine Werke bereits vielfach in Einzel- und Gruppenausstellungen am ZKM gezeigt, aktuell ist die Installation »TischTänzer« (1988–1993) und die Skulptur »Greetings« (1996) in »Writing the History of the Future« zu sehen. Die Klanginstallation »Blaue Bücher« wurde vom ZKM im Jahr 2015 mit der finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder für seine Sammlung erworben. Weitere zentrale Arbeiten sowie große Teile seines Nachlasses und seine Bibliothek erhielt das ZKM als Schenkung. Damit ist das ZKM heute der wichtigste Ort für die Bewahrung und Erforschung des Werks dieses »Künstlers mit Pioniergeist« (György Ligeti).

Mehr unter: zkm.de

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