Nach nur zweihundert Jahren hat sich die kapitalistische Art des Wirtschaftens als nicht zukunftsfähig erwiesen: Sie zerstört ihre eigenen ökologischen und sozialen Grundlagen. Indigene Wirtschaftsweisen haben dagegen jahrtausendelang funktioniert – und werden zunehmend als Lösungen für die Bewältigung des Klimawandels entdeckt. Studio Bonn stellt drei Modelle globaler Kooperation vor, die Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit verbinden.

Die Designexpertin Julia Watson hat indigene Architekturen auf der ganzen Welt recherchiert („Lo-TEK. Design by Radical Indigenism“, Taschen 2021). Damit der Wissenstransfer nicht zu einseitiger Ausbeutung führt, hat sie ein neues Geschäftsmodell erarbeitet: Ein mit Experten für indigenes Recht entwickelter, mündlicher Smart Contract erlaubt via Blockchain Unternehmen, die indigenes Wissen nutzen, automatische Gewinnbeteiligungen von Communities. „The Symbiocene“ heißt das Projekt, das derzeit vom Londoner Barbican in der Ausstellung „Our Time on Earth“ präsentiert wird.

Der Diplomat und Informatiker Youssef Nassef koordiniert seit 23 Jahren die Resilienzarbeit im System der Vereinten Nationen, nachdem er zuvor zehn Jahre lang als Diplomat und Unterhändler zum Klimawandel tätig war. Desillusioniert von den Auswirkungen des postindustriellen Revolutionskrieges auf die Biosphäre nutzen er und die neue Bonner UN-Initiative Resilience Frontiers das Wissen von Schriftstellern, Filmregisseuren und Datenanalysten, um unsere Einstellungen, Gedanken und Handlungen auf die drohende Zerstörung des Planeten auszurichten.

Auf einer ehemaligen Palmöl-Plantage in Lusanga, Kongo, arbeiten Ced’Art Tamasala und Mathieu Kasiama mit dem Kunstkreis Kongolesischer Plantagenarbeiter*innen (CATPC) die Geschichte kolonialer Ausbeutung durch Palmöl- und Kakaoplantagen auf. Die Schokoladen-Skulpturen von CATPC waren unter anderem im New Yorker SculptureCenter ausgestellt. Am Vortag von Studio Bonn werden CATPC mit dem Künstler Renzo Martens auf der Kunstmesse Art Basel 300 NFTs einer Kraftfigur verkaufen, die 1931 im Rahmen des Pende-Aufstands gegen belgische Kolonialbeamten geschnitzt wurde und sich heute im Kunstmuseum von Virginia befindet. Die Einnahmen dienen dem Rückkauf von Land und der Wiedereinführung kulturellen Lebens und nachhaltiger Landwirtschaft. In der Dokuserie „Plantations and Museums“ erkunden Tamasala und Mathieu die Geschichte der Skulptur und kultureller Ausbeutung allgemein.

Abb.: Film still from White Cube, Renzo Martens. Copyright © Human Activities, 2020
CATPC members (from left) Olele Mulela Mabamba, Huguette Kilembi, Mbuku Kimpala, Jeremie Mabiala, Jean Kawata, Irene Kanga, Ced’art Tamasala and Matthieu Kasiama.

Mehr unter: www.bundeskunsthalle.de

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