Auzeichnung vom 20. November 2021

Was verbindet die Fürstenporträts der Renaissance mit digitaler Kunst und NFTs? Wie unterscheiden sich Formen des Sammelns je nach Gesellschaftsform? Wie fordern dezentrale Kollektive die Museen heraus, und welche neuen Kunstbegriffe werden dadurch denkbar? Ist die Anhäufung von Kunstschätzen noch zeitgemäß? Darüber diskutiert Studio Bonn-Moderator Kolja Reichert mit dem Direktor der Uffizien Eike Schmidt, dem Künstler Harm van den Dorpel und der Kuratorin und Professorin Clémentine Deliss.

Als Direktor der Uffizien in Florenz verwaltet Eike Schmidt die Ursprünge privaten Kunstsammelns. Während des NFT-Booms im Frühjahr 2021 verkauften auch die Uffizien eine digitale Kopie von Michelangelos „Tondo Doni“. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ äußerte Schmidt jüngst, „dass sich schon sehr bald die weitaus interessanteren Dialoge nicht in Museen oder Galerien, sondern im Metaverse abspielen werden“.

Harm van den Dorpel beschäftigt sich seit Jahren mit Eigentumszertifikaten für digitale Kunst. Kürzlich verkaufte er alle Werke der von ihm gegründeten „Left Gallery“ aus und sicherte damit sich und Künstlerkolleg*innen unverhoffte Einkommen. Aktuell berät er eine Gruppe niederländischer Sammler*innen, deren Sammlungen ins 17. Jahrhundert zurückreichen, hinsichtlich der Möglichkeiten Blockchain-basierter DAOs (Dezentraler Autonomer Organisationen).

Clémentine Deliss ist Global Humanities Professor of History of Art an der Universität Cambridge und Assoziierte Kuratorin in den Kunst-Werken Berlin. Von 2010 bis 2015 leitete sie das Frankfurter Weltkulturen Museum, wo sie Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Designer*innen einlud, mit Objekten aus den Sammlungen praktisch zu forschen, um sie aus den Schubladen der Ethnologie zu befreien. In ihrem Buch „The Metabolic Museum“ (Hatje Cantz 2020) legt Deliss dar, wie Museen ihre Sammlungen in lebendige Bildungs- und Forschungsstätten verwandeln könnten, die allen Menschen offen stehen.

„Wem gehört die Kunst?“ ist das zweite Studio Bonn des Themenzyklus „Tauschwerte“, der im Juli mit „Krypto-Kapitalismus“ mit Hito Steyerl, Joseph Vogl und Ville Haimala begann. Mit „Tauschwerte“ fragt Studio Bonn, was in der Gesellschaft warum welchen Wert hat und wie sich die Dynamiken der Wertbildung geändert haben. Insbesondere geht es um die Chancen der Blockchain-Technologie für neue Modelle der Teilhabe.

Mehr unter: www.bundeskunsthalle.de

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