Die Konzeptkünstlerin Margret Eicher, in deren Werk barocke Bildwirkerei auf digitale Collage trifft und materielle Kunstfertigkeit auf elektronische Motivschöpfung, gewährt im Gespräch mit dem Kunst- und Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich Einblicke in ihr postmodernes Arkadien.
Seit dem Einzug des ersten automatischen Kopierers für Normalpapier, dem Xerox 914, im Jahr 1960 gehörte die Fotokopie zu einem der verbreitetsten Vervielfältigungsmitteln in Kunstrichtungen wie der Fluxus-Bewegung oder Mail Art. In der Geschichte der sogenannten Copy Art nimmt die von Margret Eicher etablierte Form der CopyCollage eine Sonderstellung ein. Die frühen Kompositionen der Künstlerin, die auf der Wiederholung und Variation von Mustern beruhen, sind in der Sammlung des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe ebenso vertreten wie ihre über die Wände mäandernden Mediencollagen. Die höfische Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts, die Tapisserie, wird in ihnen zum kulturhistorischen Hintergrund massenmedialer Bildkomplexe ohne den Anspruch zu erheben, originär zu sein, wie es Wolfgang Ullrich ausführt:
»Inhaltlich greift Eicher das auf, was in einer auch sonst vielfach sich rearistokratisierenden Gesellschaft am meisten interessiert. Sie gibt dem neuen Adel – den Celebrities und Stars – eine Bühne. Vom Sportler bis zum Philosophen, vom Politiker bis zum Topmodel tauchen vor allem die Personen auf, die besondere mediale Resonanz und damit Prominenz genießen. Mochte sich einst ein Herrscher auf der Tapisserie vorteilhaft in Szene setzen lassen, so zeigt Margret Eicher die heute Mächtigen und Reichen – die Gewinner innerhalb der Ökonomie der Aufmerksamkeit – jedoch im Modus der Überhöhung und ironischen Brechung.«
Die Aneignung und Verfremdung historischer Ikonen in der Kunst der Moderne bildet das Zentrum des Werkkorpus Margret Eichers. Hybrid bewegen sich die Arbeiten zwischen mythischer Erzählung und kompilierter Medienwelt. Innerhalb der ornamentalen Bordüren, die ihre Wandarbeiten und Collagen umrahmen, verschränken sich Raum und Zeit. Die Medientapisserien der Künstlerin sind ikonologische Interpretationen einer visuellen Kultur, eine Bestätigung der These des Sozialtheoretikers Niklas Luhmann: »Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir über die Massenmedien.«
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