Im Rahmen von SITUATIONS/Closure veranstaltet das Fotomuseum Winterthur eine Podiumsdiskussion zu künstlerischen, kuratorischen und wissenschaftlichen Strategien der Dekolonisation. Wer hat das Recht und die Befugnis, als Sprachrohr einer bestimmten Kultur, Gemeinschaft oder Geschichte zu agieren, und wie können koloniale Erzählungen und Bilderwelten unterwandert werden? Mit welchen Strategien können die korrupten Logiken und blinden Flecken von Archiven und anderen Formen der Wissensbildung durchbrochen werden? Wie können wir ästhetische Räume schaffen, die neue Ansätze und einen offenen Dialog auf der Grundlage einer postkolonialen, kritischen Neubewertung ermöglichen?
Rhea Storr, eine britisch-bahamaische Künstlerin, deren Arbeit The Image that Spits, the Eye that Accumulates (2017) derzeit im Fotomuseum zu sehen ist, wird über ihre Praxis sprechen, die sich sowohl mit dem Verständis und den Implikationen der Schwarzen Sichtbarkeit als auch der Schwarzen Visualisierung auseinandersetzt. Die Darstellung Schwarzer und gemischter Kulturen, eine Untersuchung von Schwarzer Performativität und der weißen Zuschauer_innenschaft sowie rassistisch befangene, fotografische Technologien spielen in ihrer künstlerischen Auseinandersetzung eine Schlüsselrolle.
Julia Grosse, Mitgründerin und künstlerische Leiterin von Contemporary & (C&), wird das Projekt C& Center of Unfinished Business des Kunstmagazins vorstellen. C&, das sich als dynamischer Raum für Themen und Informationen über zeitgenössische Kunst aus Afrika und seiner globalen Diaspora begreift, hat eine Wanderbibliothek, einen Lesesaal und ein wachsendes Archiv von Büchern eingerichtet, die die vielen Formen kolonialer Hinterlassenschaften und Spuren in unserer visuellen Kultur aufdecken, unterwandern und herausfordern.
Gloria Oyarzabal, eine spanische Künstlerin, wird ihre Arbeit Women Go No’Gree vorstellen, in der sie die Kolonialisierung des Geschlechterbegriffs durch die viktorianische Erziehung, die monotheistischen Religionen und den Schönheitskanon untersucht und dabei universalistische und eurozentrische Ansätze des Feminismus hinterfragt. Das Projekt, das Ergebnis eines Aufenthaltes in Laos im Jahr 2017, kombiniert koloniale Bilder, eine Bibliothek mit afrikanischer, feministischer Literatur mit ihren eigenen Straßen- und Studioaufnahmen.
Lorena Rizzo, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Afrikastudien und eikones – Zentrum für Theorie und Geschichte des Bildes der Universität Basel, wiird über ihr aktuelles Forschungsprojekt Aesthetics from the Margins sprechen, das soziale und kulturelle Wege der Weltgestaltung in kolonialen und postkolonialen Kontexten anhand von Bildern, Zeichen und Symbolen, Idiomen und Erzählungen, Medien und sozialen Praktiken erforscht.
Moderiert von Thato Mogotsi, unabhängige Kunstpraktikerin aus Johannesburg, deren Arbeit sich der Fotografie, dem Archiv und der kuratorischen Praxis widmet.
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