Ein Mitschnitt des Symposiums VIRAL HALLUCINATIONS – Bildwelten der Desinformation am 13. September 2024 in den Deichtorhallen Hamburg. Das Symposium ist Teil der Ausstellung TACTICS AND MYTHOLOGIES: ANDREA OREJARENA & CALEB STEIN und gehört zur Veranstaltungsreihe VIRAL HALLUCINATIONS.

Intro

Das transdisziplinäre Symposium bringt internationale Künstlerinnen, Fotografinnen, Journalistinnen und Forschende in einen Dialog über visuelle Ökologien der Desinformation. Es erforscht, wie künstlerische Projekte die opaken Dynamiken sozialer Plattformen in den Blick nehmen und wie sich Fotografinnen mit der Wechselwirkung von Verschwörungsnarrativen und vernetzten Bildkulturen auseinandersetzen. Welche neuen Bildtypen und -dynamiken entstehen und zirkulieren? Wie können Ansätze für Systematiken und Methodiken einer bildwissenschaftlichen oder künstlerischen Auseinandersetzung mit verschwörungstheoretischen Bildwelten aussehen? Welche Potenziale bietet die kritische künstlerische Aneignung ihrer narrativen und visuellen Mechanismen?

Begrüßung durch Dirk Luckow (Intendant der Deichtorhallen Hamburg) und Einführung von Nadine Isabelle Henrich (Kuratorin des Hauses der Photographie) & Matthias Gründing (Fotohistoriker).

Anne Braune-Vásquez: Visuelle Strategien als Beweis für Verschwörungstheorien im Internet

Bilder sind der Kern vieler Verschwörungstheorien. Der Vortrag „Wussten Sie schon? Visuelle Strategien als Beweis für Verschwörungstheorien im Internet“ der Fotografin, Künstlerin und Medienwissenschaftlerin Anne Braune-Vásquez befasst sich mit verschiedenen fotografischen und visuellen Strategien, die eingesetzt werden, um Verschwörungstheorien (vermeintlich) durch Bilder zu belegen. Anhand von Bildbeispielen entwickelt der Vortrag eine Typologie.

Ana Zibelnik & Jakob Ganslmeier: If a flower bloomed in a dark room, would you trust it?

In ihrer Präsentation „If a flower bloomed in a dark room, would you trust it?“ untersucht das Künstler*innenduo Ana Zibelnik & Jakob Ganslmeier die Verbreitung von hasserfüllten Ideologien auf Social-Media-Plattformen wie TikTok durch verschlüsselte Sprache, Symbole und Memes. Sie konzentrieren sich insbesondere darauf, wie rechtsextreme Rhetorik in Mainstream-Trends wie Fitness und Schönheit aufgegangen ist. Die Diskussion wird durch die Perspektive ihrer Arbeit „Bereitschaft“ gerahmt, die der Geschichte einer faschistischen Statue des deutschen Bildhauers Arno Breker folgt, die auf TikTok zur Obsession wurde. 

Andrea Orejarena & Caleb Stein: American Glitch

„American Glitch“ untersucht die Spannung zwischen Fakt und Fiktion und wie sich dies in der US-Landschaft und der Online-Kultur in einer Zeit zeigt, in der die Grenze zwischen dem, was echt und was gefälscht ist, zunehmend verschwimmt. Das Duo wird Elemente des „Glitch in Real Life“-Archivs zeigen und dabei die Glitch-Typologie und das Bemühen um Bedeutung, Poesie und Humor in einem Meer von mehrdeutigen Bildern erläutern. Andrea Orejarena & Caleb Stein geben Einblicke in die wichtigsten „Glitch“-Orte, die sie während ihres großen amerikanischen Roadtrips fotografiert haben, mit besonderem Augenmerk auf Vorstellungen von Simulation und Räumen, die Spekulationen, Mythen und Verschwörungen in den USA fördern. 

Vanja Smiljanić: TURBO Atlantis – The Latest, Greatest, and Final Truth

In ihrer Lecture-Performance „TURBO Atlantis: The Latest, Greatest, and Final Truth“ erforscht die Künstlerin und Forscherin Vanja Smiljanić die Idee von Atlantis über verschiedene Dimensionen hinweg. In der 0. Dimension ist Atlantis ein Punkt, in der 1. eine Linie, in der 2. eine Form (ein Quadrat), und in der 3. Dimension wird Atlantis zu einem kritischen Werkzeug, ausgelöst durch das Lied Atlantis des schottischen Sängers Donovan von 1968. In der 4. Dimension wird es schließlich zu TURBO. Smiljanić, die sich selbst als „Ministerin“ der UFO-Religionsbewegung Cosmic People für Ex-Jugoslawien, Portugal und ehemalige portugiesische Kolonien sowie als „Atlantische Kommissarin“ bezeichnet, lädt das Publikum ein, an ihrer künstlerischen Forschungsarbeit teilzuhaben. Diese verbindet spekulative Fiktion mit einer kritischen Untersuchung der Realität und fordert die Zuschauer heraus, die Grenzen von Glauben und Mythos zu hinterfragen. 

Eine Veranstaltung des Hauses der Photographie, Deichtorhallen. Gefördert durch die Alexander Tutsek-Stiftung.

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