Die Ausstellung ‚vom Aussterben bedroht‘ in der MEWO Kunsthalle zeigt drei aktuelle künstlerische Positionen, die aktuelle Veränderungen des Planeten thematisieren und den Verlust der Artenvielfalt auf eindringliche Weise verdeutlichen.
Unsere Welt ist in Gefahr! Die seit Jahrzehnten fortschreitende Umweltverschmutzung beeinträchtigt die Lebensräume von Tieren und Pflanzen auf dem Planeten Erde in hohem Maße. Haushaltsabfälle und industrielle Schadstoffe vergiften die Nahrungsketten und bedrohen unsere Versorgung. Mittlerweile gibt es kaum noch lebende Organismen, in denen keine Plastikpartikel nachgewiesen werden können. Der ungebremste Klimawandel trägt ein Übriges dazu bei, die Artenvielfalt zu gefährden und das Leben auf der Erde nachhaltig zu verändern.
Die menschlichen Eingriffe in die Natur und die damit einhergehende Umweltzerstörung haben ein eigenes geologisches Zeitalter eingeleitet, das Anthropozän.
Gil Shachar präsentiert im Lichthof der MEWO Kunsthalle The Cast Whale Project, den lebensgroßen Abguss eines Buckelwals, der den Raum zur Gänze füllt. Wale sind die größten Tiere auf dem Planeten Erde, ihre Spezies steht seit langem ganz oben auf der Liste der gefährdeten Arten. Obwohl ihr Leben für uns Menschen im Verborgenen stattfindet, fühlen wir uns zu diesen rätselhaften Wesen hingezogen und sind betroffen, wenn ein verendetes Tier angeschwemmt wird. Eine beispiellose Ruhe geht von diesem Koloss aus, die sich auf die Besucher*innen überträgt.
Für sein ProjektA Gift From Him, das sich mit den ökosystemischen Auswirkungen des Bienensterbens beschäftigt, reiste Maximilian Prüfer mehrfach in die Region Sichuan – nahe der Stadt Chengdu in der Volksrepublik China. Hier müssen Plantagenarbeiter*innen mittlerweile die Funktion von Insekten übernehmen und Obstbäume händisch bestäuben. Dies war durch massiven Pestizideinsatz in der Vergangenheit notwendig geworden, den kaum Insekten überlebt haben, um diesen Vorgang auf natürlichem Weg auszuführen. Ohne menschliche Bestäubung könnte die Obsternte nicht gesichert werden, es gäbe keine Früchte.
Alexandra Daisy Ginsbergs The Substitute macht eine ausgelöschte Spezies noch einmal erfahrbar. Am 20. März 2018 wurde der Tod des letzten männlichen Exemplars des Nördlichen Breitmaulnashorns (Ceratotherium simum cottoni) bekannt. Ausgerottet wurde die Art, weil seinem Horn eine aphrodisische Wirkung zugeschrieben wird und nichts die bereits seit langem verbotene Jagd auf das Tier stoppen konnte. Zwar könnten mittels modernster Biotechnologie nochmals Tiere erschaffen werden, doch drohte ihnen wohl dasselbe Schicksal. Ginsbergs digitale Version kommt einer echten Begegnung recht nahe und macht den tatsächlichen Verlust dieser Art auf berührende Weise nachvollziehbar.
Weitere Informationen: MEWO Kunsthalle