Erika Hoffmann-Koenige stellt einzelne Werke aus der Schenkung Sammlung Hoffmann vor und erzählt über ihre Begegnung mit den Künstlerinnen und Künstlern
Oben: Rebecca Horn, Silver Crane Kaum ein Ort scheint für die Präsentation von Rebecca Horns (*1944) „Silver Crane“ passender als das Grüne Gewölbe, in dem die kostbaren Preziosen des sächsischen Hofes seine Betrachter*innen ins Staunen versetzen. Das zeitgenössische Kunstwerk vollzieht mit einem sich langsam entfaltenden und wieder verschwindenden Federkreis ein rätselhaftes Ritual der Prachtentfaltung.
Prozesse des Wachstums und der Verwandlung faszinieren Teresa Murak (geb. 1949) und sind ein konstantes Thema in ihrem Schaffen. Ihre Objekte und Fotografien sind entsprechend materielle Relikte und Dokumentation von prozessualen Aktionen. Durch die bewusste Verwendung von einfachen organischen Materialien – Erde, Sauerteig, Tuch und immer wieder Samen – verbindet sie sich selbst mit dem Lebenskreislauf von Werden, Wachsen und Vergehen. Von diesem Anliegen zeugen vor allem ihre charakteristischen „Aussaaten“, nahezu rituelle Aktionen, in denen sie auch die Wärme des eigenen Körpers nutzte um Kressesamen auf ihrem Leib zum Keimen zu bringen. Für Murak verweisen sie auf das Verständnis des Körpers als Medium eines urzeitlichen Mysteriums und lassen Bezüge zu Fruchtbarkeitskulten auf der ganzen Welt zu.
Die Performance- und Land-Art-Künstlerin Teresa Murak (geb. 1949) schuf mit der „Leibmaske“ eine sinnliche Darstellung von weiblicher Körperlichkeit. Der fast im Raum schwebende Torso formte sich aus abertausenden angekeimten Kressesamen am Leib der Künstlerin und ist somit Relikt einer für Murak charakteristischen performativen „Aussaat“. Die gelertartige und anschließend trocknende Masse aus Samen wird zu jener titelgebenden Maske für Brust und Bauch der Künstlerin. Immer wieder verwendet Murak in ihren Arbeiten organische Materialien wie Erde, Sauerteig, Tuch und eben Samen und verbindet sich über diese Materialien mit den Prozessen von Entstehen und Vergehen. So schafft sie eine Repräsentation des menschlichen Körpers, die dessen Verletzlichkeit und Vergänglichkeit teilt und mit der Beständigkeit, die den Skulpturen und Torsi in der abendländischen Kunst gemeinhin zueigen ist, bricht.
Erika Hoffmann-Koenige stellt einzelne Werke aus der Schenkung Sammlung Hoffmann vor und erzählt über ihre Begegnung mit der Künstlerin Monica Bonvicini. Dieser Hammer hat nichts mit dem profanen Gebrauchsgegenstand zu tun, den wir auf den ersten Blick in ihm zu erkennen meinen. Im Gegenteil: er ist ganz und gar unbrauchbar. Mit dem aufwendig in feinstes Handschuhleder verschnürten „Leather Hammer # 1“ inszeniert die italienische Künstlerin Monica Bonvicini (geb. 1965) ein überaus ästhetisches und sinnliches Schmuckstück, dessen Materialität und Präsentation an Extravaganz, statt an grobe Arbeit denken lassen.
Erika Hoffmann-Koenige erzählt über ihre Begegnung mit dem Künstler On Kawara. Die Soundarbeit „One Million Years (Past and Future 2–6)“ ist charakteristisch für das Schaffen des japanischen Konzeptkünstlers On Kawara (1933–2014). In seinen oft über Dekaden entstehenden Werken setzte er sich immer wieder mit Zeit und Raum als Koordinaten des menschlichen Daseins auseinander.
Erika Hoffmann-Koenige erzählt über ihre Begegnung mit Richard Tuttle. Wie eine filigrane, lichtdurchlässige Monumentalvase erscheint die menschengroße Skulptur „The Baroque and Color #8“ von Richard Tuttle (geb. 1941). Das zeitgenössische Kunstwerk, eine mit bemaltem Japanpapier bezogene, luftige Holzstruktur, offenbart in seiner Form und der ästhetischen Wirkung eine Nähe zu den chinesischen und japanischen Schmuckvasen, die es hier umgeben. Tuttles Werk entstand 1986 als Ergebnis einer einjährigen Auseinandersetzung des Künstlers mit dem prächtigen Spiegelsaal der Neuen Galerie in Graz. Die für die dortigen spezifischen Raumsituationen entwickelten Kunstwerke reflektieren Tuttles vorangegangene Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Farbe im Barock und ihrem Zusammenwirken mit Licht und Raum.
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